Eine einsame Insel für Sie. Ausrollen, draufsetzen und entspannen. Richtig, wir meinen die Yoga-Matte. Probieren Sie es aus! Yoga beruhigt den Geist und hilft bei Kieferproblemen. Unsere Zahnärztin Sarah Hinrichs ist Yoga-Lehrerin und erklärt im Interview, wie es geht.

Was hat Yoga mit Kieferproblemen zu tun?

Sarah Hinrichs:
Im Alltag setzen wir uns Reizen und Stress aus. Wir stehen ständig unter Strom, haben keine Zeit für unsere Bedürfnisse und wollen es allen recht machen. Signale unseres Körpers wie Hunger, Durst und Müdigkeit nehmen wir nicht mehr wahr – weil wir verlernt haben, ihm zuzuhören.

Der Körper sucht sich ein Ventil, um diesen unverarbeiteten Ballast loszuwerden. Wir knirschen nachts mit den Zähnen und kauen die Erlebnisse vom Tag durch. Zähneknirschen ist ein Risikofaktor für CMD.

CMD: Was ist das?

Sarah Hinrichs:
CMD heißt craniomandibuläre Dysfunktion. „Cranio“ für den Schädel, „mandibulär“ für den Kiefer und „Dysfunktion“ für die Störung zwischen Schädel, Kiefer und der Muskulatur. Kurz erklärt: Für eine CMD gibt es viele Ursachen – Zähneknirschen ist eine davon. Teilweise pressen die Betroffenen die Zähne mit bis zu 500 kg zusammen. Kein Wunder, dass daraus Kieferprobleme entstehen.

Wie kann Yoga konkret bei CMD helfen?

Sarah Hinrichs:
Viele Stunden am Tag sitzen wir im Bürostuhl. Wir bewegen unsere Wirbelsäule wenig und nutzen selten unseren Bewegungsspielraum. Es zwickt und zieht im unteren Rücken, und der Nacken tut weh.

Wir wissen, dass sich Beschwerden nicht nur dort zeigen, wo das Problem liegt. Schmerzen in der Lendenwirbelsäule können zu Problemen des Kieferbereichs führen – und umgekehrt. Mit Yoga schaffen wir uns eine flexible Wirbelsäule und einen starken Bewegungsapparat. Symptome einer Funktionsstörung lassen sich lindern – oder sogar verhindern.

Was passiert in meinem Körper, wenn ich Yoga mache?

Sarah Hinrichs:
Ein längerer und tieferer Atem, eine gesunde Körperhaltung, mehr Muskelkraft, eine flexible Wirbelsäule – das sind die Effekte. Sie nehmen Ihren Körper besser wahr. Yoga macht den Kopf frei und beruhigt den Geist.

Welche Übungen eignen sich bei Kieferproblemen?

Sarah Hinrichs:
Vor der Yoga-Praxis mit der Fingerbeere den Kaumuskel ertasten. Das ist die Erhebung, die Sie spüren, wenn Sie die Zähne zusammenbeißen. Suchen Sie dort verhärtete Stellen und halten Sie diese für 15 Sekunden. Das können Sie vier- oder fünfmal wiederholen. Der Muskel entspannt sich und wird besser durchblutet.

Wie oft sollte ich Yoga machen, damit es mir hilft?

Sarah Hinrichs:
So oft, wie es Ihnen gut tut. Sehen Sie Yoga nicht als Pflicht, sondern als Auszeit für Geist und Körper. Wissenschaftliche Studien belegen, dass 1x Yoga pro Woche genauso gut wirken kann wie Physiotherapie. Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers und rollen Sie die Yoga-Matte aus. Ein paar intensive Minuten reichen.

Ich habe noch keine Kieferprobleme – sollte ich trotzdem mit Yoga anfangen?

Sarah Hinrichs:
Schlafen Sie häufig schlecht, schmerzt der Nacken und zwickt es in der Kreuzwirbelsäule? Das sind erste Signale Ihres Körpers. Yoga kann helfen, wieder Balance zu finden und Kieferproblemen vorzubeugen.

Muss ich nicht mehr zum Zahnarzt?

Sarah Hinrichs:
Yoga ersetzt nicht den Zahnarztbesuch. Bei Kieferproblemen ist es sinnvoll, eine professionelle Meinung zu hören. In unserer Praxis behandeln Sie Experten, die sich zu Funktionsstörungen weitergebildet haben. Zusätzlich zu einer CMD-Therapie beim Zahnarzt kann Yoga sinnvoll sein.