Zahn retten oder ziehen?
Wann sich eine Wurzelbehandlung noch lohnt
Ihr Zahnarzt hat Ihnen geraten, einen Zahn besser ziehen zu lassen. Oder Sie schieben die empfohlene Wurzelbehandlung schon länger vor sich her. Jetzt fragen Sie sich: Lohnt sich der Aufwand überhaupt noch oder ist es Zeit für Zahnersatz?
In diesem Ratgeber erfahren Sie:
- Wann sich ein Zahn noch retten lässt und wann nicht
- Welche Kriterien für oder gegen eine Wurzelbehandlung sprechen
- Was passiert, wenn Sie den Zahn ziehen lassen
Antworten auf die wichtigsten Fragen zu „Zahn retten oder ziehen“
Kann man einen toten Zahn noch retten?
Ja, oft gelingt das mit einer Wurzelbehandlung. Entscheidend ist, ob die Zahnwurzel noch intakt ist und der Zahn stabil genug für eine spätere Versorgung mit einer Krone.
Wann ist ein Zahn nicht mehr zu retten?
Wenn die Wurzel beschädigt ist, der Zahn tief unter dem Zahnfleisch abbricht oder die Entzündung bereits den Kieferknochen angreift. Dann ist eine Extraktion meist die einzige Option.
Was passiert, wenn ich den Zahn ziehen lasse?
Die Lücke muss zeitnah geschlossen werden – sonst verschiebt sich die Zahnreihe und der Knochen baut ab. Als Ersatz kommen Brücken oder Implantate infrage. Implantate haben dabei den Vorteil, dass sie den Knochenabbau verhindern und keine Nachbarzähne beschliffen werden müssen.
Ist eine Wurzelbehandlung immer sinnvoll?
Nein. Manchmal ist die Prognose so unsicher, dass ein Implantat langfristig die bessere Wahl ist – auch wenn der Zahn theoretisch noch zu retten wäre.
Wann lässt sich ein Zahn noch retten?
Sie haben Schmerzen, Ihr Zahn ist dunkel verfärbt oder reagiert empfindlich. Ihr Zahnarzt spricht von einer Wurzelentzündung. Jetzt stellt sich die Frage: Lohnt sich eine Wurzelbehandlung überhaupt noch?
Die Antwort hängt von drei Faktoren ab.
1. Ist die Zahnwurzel noch intakt?
Die Wurzelkanäle müssen zugänglich und behandelbar sein. Bei stark gekrümmten oder verengten Kanälen wird die Behandlung kompliziert. In vielen Fällen ist sie mit OP-Mikroskopen und modernen Instrumenten noch machbar. Bei Wurzelrissen oder Längsbrüchen ist eine Rettung meist nicht mehr möglich. Die Wurzel gibt dem Zahn seinen Halt. Ist sie beschädigt, fehlt das Fundament.
2. Wie stabil ist der Zahn noch?
Ein wurzelbehandelter Zahn benötigt eine Krone, um langfristig zu halten. Dafür muss genug Zahnsubstanz vorhanden sein. Ist der Zahn bereits zu stark zerstört oder bricht er zu tief unter dem Zahnfleisch ab, hat selbst eine erfolgreiche Wurzelbehandlung keine Perspektive. Der Zahn wackelt, die Krone findet keinen Halt.
3. Wie ist der Zustand des Knochens?
Eine chronische Entzündung kann den Kieferknochen angreifen. Ist bereits eine Zyste entstanden oder hat sich der Knochen stark zurückgezogen, sinkt die Erfolgsquote. In manchen Fällen lässt sich der Knochen durch eine chirurgische Wurzelspitzenresektion noch stabilisieren – aber nicht immer.
Wichtig zu wissen: Selbst, wenn alle drei Punkte passen, gibt es keine Garantie. Moderne Endodontie hat hohe Erfolgsraten (ca. 80–90 %), aber manche Zähne lassen sich trotz bester Technik nicht retten. Entscheidend ist eine ehrliche Prognose.
„Wir setzen täglich Implantate – das ist unsere Spezialdisziplin. Trotzdem raten wir nicht automatisch zur Extraktion. Warum? Weil der beste Zahnersatz immer noch Ihr eigener Zahn ist. Aber eben nicht um jeden Preis.“
Dr. Gerald Schillig, Zahnarzt und Spezialist für Implantologie
Was passiert bei einer Wurzelbehandlung?
Sie haben sich für den Erhalt entschieden. Gut. Aber was erwartet Sie?
Der Ablauf einer Wurzelbehandlung
- Diagnose und Planung
Wir prüfen mit 3D-Röntgen, ob eine Rettung realistisch ist. Erst dann beginnen wir. Denn eine Wurzelbehandlung ist aufwendig: Sie lohnt sich nur, wenn die Aussichten gut stehen. - Entfernung des entzündeten Gewebes
Unter lokaler Betäubung öffnen wir den Zahn und entfernen das entzündete Gewebe aus den Wurzelkanälen. Sie spüren dabei allenfalls etwas Druck. - Reinigung und Desinfektion
Mit feinen Instrumenten reinigen wir unter dem OP-Mikroskop jeden Kanal gründlich – auch Verästelungen, die man mit bloßem Auge nicht sieht. Das ist der entscheidende Schritt: Bleibt auch nur ein kleiner Bereich infiziert, kann die Entzündung wiederkommen. - Verschluss und Versorgung
Die Kanäle werden bakteriendicht verschlossen. Anschließend bekommt der Zahn eine Krone, damit er langfristig hält.
Das Ergebnis: In den meisten Fällen ist der Zahn nach der Behandlung beschwerdefrei und kann noch viele Jahre bleiben. Aber er bleibt ein „reparierter“ Zahn – kein „neuer“.
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen bei einer Wurzelbehandlung nur die Basis-Behandlung.
Wer die bestmögliche Perspektive für seinen Zahn will, entscheidet sich für eine Behandlung nach privater Gebührenordnung (GOZ) – mit modernster Technik, höherem Zeitaufwand und besseren Erfolgsaussichten.
Wann ist ein Implantat die bessere Wahl?
Manchmal ist die ehrliche Antwort: Der Zahn hat keine gute Prognose mehr. Dann stellt sich die Frage: Was kommt danach?
Diese Signale sprechen gegen eine Wurzelbehandlung:
- Der Zahn ist bereits stark zerstört
- Die Wurzel ist beschädigt oder zu kurz
- Die Entzündung hat den Knochen massiv angegriffen
- Die Erfolgsaussichten liegen unter 50 %
- Der Zahn wurde bereits mehrfach behandelt – ohne Erfolg
In diesen Fällen ist eine Extraktion oft die ehrlichere Lösung. Denn ein Zahn, der nach zwei Jahren wieder Probleme bereitet, kostet nicht nur Geld, sondern auch Nerven.
Was spricht für ein Implantat?
Ein Implantat ersetzt die Zahnwurzel durch eine künstliche Titanwurzel. Darauf setzt Ihr Implantologe eine Krone. Das Ergebnis: ein Zahn, der aussieht, sich anfühlt und funktioniert wie ein echter gesunder Zahn.
Die Vorteile:
- Langfristige Stabilität: Ein Implantat kann Jahrzehnte halten
- Anders als bei Brücken müssen keine gesunden Zähne beschliffen werden
- Knochenerhalt: Das Implantat stimuliert den Knochen, er baut nicht ab
Ein Implantat ist eine hochwertige Versorgung. Die Entscheidung sollte auf Basis einer gründlichen Diagnostik fallen – nicht aus Zeitdruck oder Bequemlichkeit. Und manchmal ist die Kombination die beste Lösung:
- Einen wichtigen Zahn retten wir mit einer Wurzelbehandlung.
- Einen stark zerstörten Backenzahn ersetzen wir durch ein Implantat.
Entscheidend ist: Was ist langfristig sinnvoll?
Sie möchten mehr über Implantate erfahren?
Wir beraten Sie ausführlich zu allen Implantat-Lösungen – von der Sofortversorgung bis zur festsitzenden Versorgung. Alle Informationen zu Ablauf, Möglichkeiten und Kosten finden Sie hier:
Zahn retten:
Antworten auf häufige Fragen zur Entscheidung
Tut eine Wurzelbehandlung weh?
Heutzutage ist eine Wurzelbehandlung maximal schmerzarm. Dank Lokalanästhesie spüren Sie während der Behandlung in der Regel nur einen leichten Druck. Leichte Beschwerden nach der Behandlung können vorkommen und klingen nach wenigen Tagen ab. Sollten Sie starke Schmerzen haben, kontaktieren Sie uns sofort.
Wie lange hält ein wurzelbehandelter Zahn?
Mit guter Pflege und einer stabilen Krone kann er Jahrzehnte halten. Voraussetzung: Die Behandlung war erfolgreich und der Zahn wird regelmäßig kontrolliert. Ein wurzelbehandelter Zahn ist anfälliger für Brüche – deshalb ist die Krone so wichtig.
Was kostet eine Wurzelbehandlung?
Das hängt vom Aufwand ab. Eine Behandlung nach GOZ mit moderner Technik kostet mehr als die Kassenvariante – hat aber auch bessere Erfolgsaussichten. Wir erstellen Ihnen vorab einen transparenten Kostenplan.
Kann ich auch erst einmal abwarten?
Nein. Eine Entzündung breitet sich aus. Wer zu lange wartet, riskiert, dass der Zahn gar nicht mehr zu retten ist oder die Entzündung auf den Knochen übergreift. Dann wird die Behandlung aufwendiger, teurer und die Prognose schlechter.
Kann man einen bereits wurzelbehandelten Zahn noch einmal retten?
Ja, in vielen Fällen ist eine Revision möglich. Dabei wird die alte Füllung entfernt und die Kanäle erneut gereinigt. Ob das sinnvoll ist, hängt vom Zustand ab. Manchmal ist eine Wurzelspitzenresektion die bessere Option. Dabei wird die Wurzelspitze chirurgisch entfernt.
Was passiert, wenn ich gar nichts mache?
Der Zahn wird irgendwann absterben oder die Entzündung bricht akut auf – mit Schwellung, starken Schmerzen und möglicherweise einem Abszess. Spätestens dann müssen Sie handeln. Aber die Optionen sind dann schlechter als jetzt.
Ihr Weg zur bestmöglichen Entscheidung
Die Entscheidung „Retten oder Ziehen“ lässt sich nicht pauschal beantworten. Sie hängt von Ihrem individuellen Fall ab und davon, was Ihnen langfristig wichtig ist.
In unserer Praxis in Hannover beraten wir Sie objektiv: Wir prüfen, ob Ihr Zahn noch zu retten ist. Und wenn nicht, finden wir gemeinsam die beste Alternative. Denn Zahnersatz ist manchmal langfristig die klügere Wahl.
Vereinbaren Sie einen Termin für eine Zweitmeinung oder ausführliche Beratung.
Wir nehmen uns Zeit!